Entnazifizierung

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Nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland 1945 führen die Alliierten einige Maßnahmen durch, um den nationalsozialistischen Einfluss und entsprechendes Gedankengut in Deutschland zurückzudrängen bzw. zu beseitigen. Abgesehen von Maßnahmen wie der Einführung eines Lizenzzwanges für Druck- und Presseerzeugnisse etc. streben sie vor allem die Zerschlagung der organisatorischen Strukturen des NS-Regimes und die Entfernung von Nationalsozialisten aus öffentlichen Ämtern und Führungspositionen in der Wirtschaft an. Grundlage dafür sind die Beschlüsse der Siegermächte auf den Konferenzen von Jalta (Februar 1945) und Potsdam (Juli/August 1945). In einer ersten Phase wird versucht, die gesamte deutsche Bevölkerung mit Fragebögen über ihre Verstrickung in das NS-System zu untersuchen.
Spruchkammern und Entnazifizierungskommissionen stufen Betroffene in fünf Kategorien von "Hauptschuldige" bis "Entlastete" ein. Die sich aus der jeweiligen Einstufung im Einzelfall ergebenden Strafen reichen von der Inhaftierung bis zu Geldbußen.Bis zum 31. August 1949 werden in den Westzonen in 6,08 Millionen Verfahren fast 1.700 Personen als Hauptschuldige, 23.000 als Belastete, 150.000 als Minderbelastete und 1,6 Millionen als Mitläufer eingestuft. Die Ergebnisse der Verfahren stoßen teilweise auf heftige öffentliche Kritik, da sie häufig als zu milde angesehen werden.