Rosenstraße

Alle Glossareinträge
Am 27. Februar 1943 beginnen SS und Gestapo in der sogenannten "Fabrikaktion" die noch nicht deportierten, in Berlin verbliebenen und zur Zwangsarbeit herangezogenen Juden zu verhaften und in Sammellager zu bringen. Unter den Verhafteten befinden sich zahlreiche Partner aus deutsch-jüdischen "Mischehen" und "Mischlinge", die in das Gebäude der ehemaligen Behörde für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge der Jüdischen Gemeinde in der Berliner Rosenstraße 2-4 gebracht werden. Am Abend hat sich vor dem Gebäude eine Menschenmenge gebildet, die sich vorwiegend aus Frauen und Angehörigen der Inhaftierten zusammensetzt. Auch in den nächsten Tagen bleibt diese Menschenansammlung aus mehreren hundert, ständig wechselnden Teilnehmern bestehen, obwohl die Polizei immer wieder mit dem Einsatz von Waffengewalt droht und einige Demonstrantinnen verhaftet werden.
Am 5. März werden 25 der Inhaftierten aus der Rosenstraße nach Auschwitz (Oświęcim) deportiert. Am 6. März allerdings befiehlt Joseph Goebbels, die Inhaftierten freizulassen, soweit sie aus "Mischehen" stammten oder es sich um "Mischlinge 1. Grades" handelte. Selbst die am 5. März bereits Deportierten werden aus dem Vernichtungslager Auschwitz (Oświęcim) entlassen. Der Rosenstraßen-Protest war die größte spontane Protestdemonstration in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus. Ob es tatsächlich der Protest war, der zur Freilassung der Inhaftierten geführt hat, oder ob (noch) keine Absicht der NS-Führung bestand, Juden aus privilegierten "Mischehen" zu deportieren, ist unter Historikern umstritten.