Faschismus
Der Begriff "Faschismus" bezeichnet anfangs die 1921 von Mussolini in Italien gegründete Bewegung und deren ...
Der Begriff "Faschismus" bezeichnet anfangs die 1921 von Mussolini in Italien gegründete Bewegung und deren Ideologie. Später werden häufig alle ihr vergleichbaren Bewegungen als faschistisch bezeichnet. In vielen europäischen Ländern existiert in den 1930er Jahren eine faschistische Partei.
Wichtiges Merkmal faschistischer Bewegungen oder Parteien sind eine nach dem Führerprinzip strukturierte Organisation sowie eine antidemokratische, extrem chauvinistische und antisozialistische Programmatik. Ferner sind sie gekennzeichnet durch Gewaltverherrlichung und -bereitschaft.
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Freikorps
Freikorps bilden sich in Deutschland nach Ende des Ersten Weltkrieges aus den heimkehrenden Soldaten. Die Werbung ...
Freikorps bilden sich in Deutschland nach Ende des Ersten Weltkrieges aus den heimkehrenden Soldaten. Die Werbung für diese Freiwilligenverbände setzt um die Jahreswende 1918/19 ein. Weil der aus der Revolution hervorgegangene Rat der Volksbeauftragten bzw. die neue Reichsregierung unter dem Sozialdemokraten Friedrich Ebert zuverlässige, republiktreue Verbände nicht einrichten kann oder will, greift sie zur Bekämpfung von Unruhen und Aufständen auf die Freikorps zurück. Viele ehemalige Frontsoldaten, denen das zivile Leben nach Jahren des Krieges fremd geworden ist und die sich nach dem Zusammenbruch der Monarchie der Rückkehr in eine nicht-militärische Existenz verweigern, schließen sich den Freikorps aber keinesfalls an, um die Republik zu verteidigen. Im Gegenteil sind die Verbände von Beginn an ein Sammelbecken für konservative und antidemokratische, im weiteren Verlauf sogar zunehmend rechtsextreme und antisemitische Kräfte. So sind bereits nach der Niederschlagung des Januaraufstands 1919 Freikorps-Angehörige für die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht verantwortlich.
Im Regierungsauftrag werden Freikorps während des Jahres 1919 zur Niederschlagung von Aufständen, u.a. der Münchner Räterepublik, eingesetzt. Als sie ab März 1920 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags nach und nach aufgelöst werden sollen, beteiligen sie sich am gegen die Republik gerichteten Kapp-Putsch, der aber nach wenigen Tagen scheitert.Trotz ihrer Auflösung halten einige Freikorpsführer den Zusammenhalt ihrer Leute in illegalen Organisationen und Wehrverbänden aufrecht. Diese sind für eine Reihe von politischen Morden verantwortlich, z.B. die Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau (1922). In späteren Jahren stellen etliche ehemalige Angehörige von Freikorps das Führungspersonal militanter rechtsextremer Organisationen, insbesondere der SA und SS.
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"Führer"
Adolf Hitler hatte sich bereits 1921 zum Vorsitzenden der NSDAP mit diktatorischen Vollmachten machen lassen. In ...
Adolf Hitler hatte sich bereits 1921 zum Vorsitzenden der NSDAP mit diktatorischen Vollmachten machen lassen. In den Jahren danach wird der Kult um seine Person so weit getrieben, dass er in der Partei nur noch als "Der Führer" bezeichnet wird. Dieser Titel und die Anrede als "Mein Führer" werden nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. 1. 1933 auch auf Staatsebene und im öffentlichen Leben verbindlich.
Fortgesetzt wird diese Entwicklung nach dem Tod des Reichspräsidenten 1934 dadurch, dass Hitler zusätzlich das Amt des Reichspräsidenten übernimmt und sich fortan als „Der Führer und Reichskanzler“ bezeichnen lässt, nach Übernahme des unmittelbaren Oberbefehls über die deutsche Wehrmacht 1938 als "Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht".
Auch im täglichen Sprachgebrauch wird Hitler als "Führer" bezeichnet. Die uneingeschränkte Befehlsgewalt Hitlers über Partei, Staat und Wehrmacht wird bis in die letzten Kriegstage hinein von der Mehrheit der Bevölkerung kaum in Frage gestellt.
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Führerstaat/Führerprinzip
Der Begriff "Führerstaat" bezeichnet - im Gegensatz zur demokratischen Ordnung - das nationalsozialistische ...
Der Begriff "Führerstaat" bezeichnet - im Gegensatz zur demokratischen Ordnung - das nationalsozialistische Staatsmodell, das in "Führer" und "Gefolgschaft" gegliedert ist. Das vor 1933 bereits in der NSDAP geltende autoritäre "Führerprinzip" verpflichtet die "Gefolgschaft" zu Treue und Gehorsam gegenüber dem Führer und wird nach dem Machtantritt der Partei auf Staat, Wehrmacht und Wirtschaft ("Betriebsführer") ausgedehnt.
In Regierung und Gesetzgebung bedeutete die Einführung des "Führerprinzips" die Beseitigung des Kollegialprinzips und die Ausschaltung des Parlaments als selbstständiges Gremium, da als politische "Willensträgerin der Nation" nur noch die NSDAP verbleibt.
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Gaskammer
Die von der SS in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern errichteten Gaskammern waren Anlagen, die zur ...
Die von der SS in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern errichteten Gaskammern waren Anlagen, die zur Massentötung von Häftlingen im Rahmen der "Endlösung der Judenfrage" dienten. Es handelte sich um meist als Duschräume getarnte Räume, in die durch Öffnungen an der Decke tödliches Gas geleitet wurde. Dieses Verfahren wurde gewählt, weil dadurch bei geringem Aufwand weitaus mehr Menschen getötet werden konnten als durch Massenerschießungen, wie sie durch die von der SS bzw. dem Reichssicherheitshauptamt organisierten, hinter den vorrückenden Wehrmachtsverbänden operierenden "Einsatzgruppen" durchgeführt wurden.
Schon vor den Massenmorden in den Vernichtungslagern waren Gaskammern zur "Vernichtung lebensunwerten Lebens" im Rahmen der "Aktion T 4“ verwendet worden. In Chelmno, dem ersten Vernichtungslager, hatte man statt festinstallierter Räume noch fahrbare Gaswagen zur Massentötung benutzt.
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Gau
Als sich die NSDAP nach ihrer Neugründung 1925 über Bayern hinaus auszubreiten beginnt, lässt Adolf Hitler das ...
Als sich die NSDAP nach ihrer Neugründung 1925 über Bayern hinaus auszubreiten beginnt, lässt Adolf Hitler das Reichsgebiet in Gaue als Einheiten innerhalb der Organisation der Partei einteilen, die gemäß dem "Führerprinzip" jeweils von einem, Hitler unmittelbar unterstellten, "Gauleiter" geführt werden. Ein Gau ist unterteilt in verschiedene Kreise, diese wiederum in Ortsgruppen.
In vielen Fällen üben die Gauleiter der NSDAP in Personalunion gleichzeitig das staatliche Amt der seit April 1933 an die Spitze der Länder gestellten Reichsstatthalter aus. Die Zahl der Gaue steigt bis 1939 durch den Anschluss Österreichs und die "eingegliederten Ostgebiete" bis auf 42, die Auslandsorganisation der NSDAP gilt als 43. Gau.
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Geltungsjude
Die Nationalsozialisten behaupten, ihre Lehre von den "Rassen" beruhe auf wissenschaftlichen Grundlagen. Als zur ...
Die Nationalsozialisten behaupten, ihre Lehre von den "Rassen" beruhe auf wissenschaftlichen Grundlagen. Als zur Einleitung verschärfter antijüdischer Diskriminierungsmaßnahmen 1935 die "Nürnberger Gesetze" verkündet werden, sind sie aber nicht in der Lage, den Begriff "jüdisch" anders zu definieren als über die bloße Zugehörigkeit einer bestimmten Anzahl von "Großelternteilen" zur jüdischen Gemeinde. Nach der 1. Verordnung zum Reichsbürgergesetz (14.11.1935) wird daher jeder Mensch als "Jude" definiert, der von mindestens drei "der Rasse nach" jüdischen "Großelternteilen" abstammt. Diesen "Istjuden" werden die "Geltungsjuden" gleichgestellt: Dabei handelt es sich insbesondere um Menschen, die lediglich von zwei "der Rasse nach volljüdischen Großelternteilen" abstammen, die aber selbst der jüdischen Religionsgemeinschaft angehören oder mit einem Juden verheiratet sind: Weil sie als Juden "gelten", sind sie Juden im Sinne der NS-Gesetzgebung. Mit den "Geltungsjuden" wiederum nicht zu verwechseln sind die "jüdischen Mischlinge".
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Generalgouvernement
Der Begriff "Generalgouvernement" bezeichnet den vom nationalsozialistischen Deutschland 1939 nach einem ...
Der Begriff "Generalgouvernement" bezeichnet den vom nationalsozialistischen Deutschland 1939 nach einem kriegerischen Überfall durch die Wehrmacht besetzten Teil Polens, der nicht in das Deutsche Reich eingegliedert wird. Andere Teile der deutsch besetzten Gebiete werden als Reichsgaue "Danzig-Westpreußen" und "Wartheland" in das Reich inkorporiert.
Im Generalgouvernement leben zum Zeitpunkt des nationalsozialistischen Angriffs 12 Millionen Menschen.
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Genozid
Der Begriff "Genozid" bezeichnet die systematische und geplante Auslöschung einer bestimmten Menschengruppe, eines ...
Der Begriff "Genozid" bezeichnet die systematische und geplante Auslöschung einer bestimmten Menschengruppe, eines Volks oder einer Volksgruppe.
Geprägt wird der Begriff "Genozid" 1943 von dem polnischen Juristen Raphael Lemkin angesichts der ungeheuerlichen Dimension der nationalsozialistischen Verbrechen. 1948 verabschiedet die UNO eine Konvention, die den Genozid (auch Völkermord genannt) als internationales Verbrechen unter Strafe stellt. In dieser Konvention wird Genozid unter anderem definiert als Mord an Menschen wegen deren Zugehörigkeit zu einer bestimmten rassischen, ethnischen oder religiösen Gruppe, in der Absicht, diese Gruppe ganz oder teilweise zu vernichten.
Die Völkermord-Konvention ist Teil der rechtlichen Basis für die Nürnberger Prozesse, die neue Standards im Völkerrecht setzten.
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Gestapo (Geheime Staatspolizei)
Die Geheime Staatspolizei, im allgemeinen Sprachgebrauch meist abgekürzt „Gestapo“ genannt, entwickelt sich ...
Die Geheime Staatspolizei, im allgemeinen Sprachgebrauch meist abgekürzt „Gestapo“ genannt, entwickelt sich seit ihren Anfängen im Frühjahr 1933 binnen kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Überwachungs-, Repressions- und Terrorinstrumente des nationalsozialistischen Regimes. Die Berliner Prinz-Albrecht-Straße 8, Sitz des von Hermann Göring am 26. April 1933 geschaffenen "Geheimen Staatspolizeiamtes", die preußische Keimzelle des in den Folgejahren stetig ausgebauten Unterdrückungsapparates, avanciert zu einer der gefürchtetsten Adressen des NS-Staates.
Die Macht der Gestapo wächst in dem Maße, indem sie sich zu einer Politischen Polizei neuen Typs entwickeln kann, frei von allen Einschränkungen durch Verwaltung und Justiz. Das Gesetz über die Gestapo vom 10. Februar 1936 etwa besagt, dass Gestapo-Angelegenheiten nicht mehr der Nachprüfung durch die Verwaltungsgerichte unterliegen, sodass die Gestapo bei Verhaftungen, Verhören, Hausdurchsuchungen usw. in einem rechtsfreien Raum agieren kann.
Heinrich Himmler, dem "Reichsführer SS", gelingt es im April 1934, de facto auch Chef der Gestapo zu werden, nachdem er zuvor fast überall außerhalb Preußens die Politische Polizei unter seine Kontrolle bringen konnte. Er ernennt Reinhard Heydrich zum Leiter des "Geheimen Staatspolizeiamtes" und leitet einen Prozess ein, bei dem Polizei- und SS-Apparat zu einem einzigen, zentralisierten Terrorapparat verschmelzen. Himmler selbst wird 1936 auch "Chef der Deutschen Polizei" und fasst Ende September 1939 Gestapo, Kriminalpolizei und den SS-Sicherheitsdienst in der Mammutbehörde "Reichsicherheitshauptamt" (RSHA) zusammen. Das RSHA übernimmt wenig später die Koordination der "Endlösung der Judenfrage" im gesamten NS-Herrschaftsbereich.
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Ghetto
Das Ghetto ist ein mehr oder minder abgeschlossenes Stadtviertel an ungünstiger Stelle oder am Rande der Stadt ...
Das Ghetto ist ein mehr oder minder abgeschlossenes Stadtviertel an ungünstiger Stelle oder am Rande der Stadt entlang der Stadtmauer, in das die Juden zuerst in Frankfurt am Main im Jahre 1462 zwangsweise verwiesen werden. Seit dem 16. Jahrhundert werden solche abgetrennten Wohnbezirke in vielen europäischen Städten, u.a. Köln, Prag und Wien, für die jüdische Bevölkerung eingerichtet. Die Ghettos sollen den Kontakt zwischen Juden und Christen auf ein Mindestmaß einschränken. Erst ab dem 18. Jahrhundert dürfen Juden wieder außerhalb der Ghettos wohnen.
Die Nationalsozialisten verwenden die Bezeichnung für abgetrennte Wohnviertel, die ab 1939 zuerst in Lodz, dann in anderen von der Wehrmacht okkupierten Städten Polens für die jüdische Bevölkerung als Durchgangsstationen zu den Vernichtungslagern eingerichtet werden. Schon in diesen Ghettos müssen die Juden unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Das größte jüdische Ghetto befindet sich in Warschau. Bei einem Aufstand der Ghettobewohner im April 1943 müssen sich die Aufständischen nach wochenlangem Kampf der Übermacht der deutschen Truppen ergeben. Daraufhin werden alle Bewohner in Vernichtungslager deportiert und die Häuser bis auf die Grundmauern zerstört.
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Gleichschaltung
Mit dem Begriff "Gleichschaltung" bezeichneten die Nationalsozialisten einen Maßnahmenkomplex, mit dem sie die ...
Mit dem Begriff "Gleichschaltung" bezeichneten die Nationalsozialisten einen Maßnahmenkomplex, mit dem sie die ihnen am 30. Januar 1933 noch nicht vollständig übergebene Regierungsmacht systematisch auf weitere staatliche und gesellschaftliche Bereiche ausdehnen und ihren Anspruch auf alleinige Machtausübung realisieren. Insbesondere verleiben sie sich unliebsame Institutionen und Organisationen entweder ein oder lösen sie gänzlich auf. Wichtige Posten im Staatsapparat und im öffentlichen Leben (Presse, Verbände usw.) besetzen sie mit ihren eigenen Parteigenossen oder ihnen willfährigen Personen. Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften werden z.B. durch Kündigung oder Vertreibung unerwünschter Journalisten "gleichgeschaltet".
Darüber hinaus wird die Eigenstaatlichkeit der deutschen Länder seit März 1933 durch mehrere "Gleichschaltungsgesetze" schrittweise abgeschafft.
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Großdeutschland
"Großdeutschland", oder auch "Großdeutsches Reich", ist bis 1945 die nationalsozialistische Bezeichnung für das ...
"Großdeutschland", oder auch "Großdeutsches Reich", ist bis 1945 die nationalsozialistische Bezeichnung für das Deutsche Reich. Das "Großdeutsche Reich" besteht aus dem so genannten "Altreich" (Deutschland in den Grenzen von 1937) und den annektierten Gebieten Österreich, Sudetenland, Memelgebiet, Wartheland und Danzig-Westpreußen. Das Protektorat Böhmen und Mähren, das Generalgouvernement Polen und Elsass-Lothringen gelten als "Nebenländer".
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Guillaume-Affäre
In der Nacht zum 24. April 1974 werden der Referent im Bundeskanzleramt Günter Guillaume sowie dessen Ehefrau ...
In der Nacht zum 24. April 1974 werden der Referent im Bundeskanzleramt Günter Guillaume sowie dessen Ehefrau Christel verhaftet. Wenig später gibt die Bundesanwaltschaft bekannt, dass das Ehepaar Guillaume unter Verdacht steht, seit achtzehn Jahren für die DDR spioniert zu haben. Die Entdeckung des DDR-Agenten im Bundeskanzleramt verursacht große Aufregung in der Öffentlichkeit. Bundeskanzler Willy Brandt übernimmt in einem Schreiben an den Bundespräsidenten vom 6. Mai 1974 die "politische Verantwortung für Fahrlässigkeiten im Zusammenhang mit der Agentenaffäre" und erklärt seinen Rücktritt.
Wegen schweren Landesverrats wird das Ehepaar Guillaume im Dezember 1975 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Beide werden 1981 jedoch begnadigt und in die DDR abgeschoben. Günter Guillaume stirbt 1995 in Berlin.
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