Kabinett
Der Begriff Kabinett (kleiner Raum; von altfranzösisch: cabine = Spielhaus) bezeichnet das Kollegium der die ...
Der Begriff Kabinett (kleiner Raum; von altfranzösisch: cabine = Spielhaus) bezeichnet das Kollegium der die Geschäfte der Regierung führenden Minister, einschließlich des Regierungschefs.
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Kapp-Lüttwitz-Putsch
Als Reichswehrminister Noske 1920 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags die Auflösung der ...
Als Reichswehrminister Noske 1920 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags die Auflösung der "Marinebrigade Erhardt" und des "Freikorps Loewenfeld" ankündigt, lässt Reichswehrgeneral von Lüttwitz das Berliner Regierungsviertel besetzen und ernennt Kapp zum Reichskanzler. Der Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp ist einer der führenden Köpfe eines gegen die Weimarer Republik gerichteten rechtsextremen Verschwörerkreises.
Der Putsch scheitert jedoch nach wenigen Tagen. Überhastete Vorbereitung und mangelnde Koordination der Putschisten und ihrer Unterstützer einerseits, ein reichsweiter Generalstreik der Arbeiter und Angestellten sowie mangelnde Unterstützungsbereitschaft in der Verwaltungsbürokratie andererseits führen zum Zusammenbruch des rechtsextremen Umsturzversuchs. Die Anführer des Putsches bleiben jedoch in der Folge ungeschoren.
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Kollektivschuld-These
Von Kollektivschuld wird gesprochen, wenn man die Schuld für eine bestimmte Tat nicht einem einzelnen Täter, ...
Von Kollektivschuld wird gesprochen, wenn man die Schuld für eine bestimmte Tat nicht einem einzelnen Täter, sondern allen Angehörigen einer bestimmten Gruppe zuordnet, weil sie durch ihre Zugehörigkeit zu dieser Gruppe moralisch mitverantwortlich seien.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhebt zum Beispiel Thomas Mann in einem Offenen Brief den Vorwurf der deutschen Kollektivschuld an den Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus. Er wehrt sich damit gegen die damals weit verbreitete Überzeugung, dass allein Hitler und die nationalsozialistische Elite für die nationalsozialistischen Verbrechen verantwortlich zu machen seien.
Das alliierte Entnazifizierungsverfahren basiert auf dem Glauben an eine zu differenzierende individuell verschiedene Belastung der Deutschen. Auch in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wird die These von der Kollektivschuld aller Deutschen abgelehnt. Das heutige deutsche Strafrecht beruht auf dem Grundsatz der individuellen Verantwortlichkeit.
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Kommunismus
Grundlegende Idee des Kommunismus ist die Abschaffung des privaten Eigentums an den Produktionsmitteln und die ...
Grundlegende Idee des Kommunismus ist die Abschaffung des privaten Eigentums an den Produktionsmitteln und die Bildung von Gemeineigentum. Der kommunistischen Gesellschaft, in der der Staat "abgestorben" ist, geht als Übergangsform zunächst eine sozialistische Gesellschaft voraus.
Als politisch-ökonomische Lehrmeinung und Ideologie ist der Kommunismus vor allem eine Kritik des Kapitalismus, die so zuerst von Karl Marx formuliert wurde. Danach ist die kapitalistische Produktionsweise die letzte Stufe einer Reihe von Ausbeutungsverhältnissen "des Menschen durch den Menschen". Dieser Grundgedanke wird im Kommunismus als politischer Bewegung und in der sozialistischen Staatengemeinschaft, die sich nach 1945 zunächst unter Führung der Sowjetunion bildet, als Herrschaftsform variiert und weiterentwickelt. Mit dem Ende der Sowjetunion als Schutzmacht des Kommunismus sind die kommunistischen Bewegungen weltweit zum Stillstand gekommen. Die jeweilige Lesart des Kommunismus ist aber in China, Nordkorea und Kuba weiterhin offizielle Staatsideologie.
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Kontingentflüchtlinge
Kontingentflüchtlinge sind Ausländer, die im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen der Bundesrepublik Deutschland ...
Kontingentflüchtlinge sind Ausländer, die im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen worden sind. Bei den aufgenommenen Migranten handelt es sich vorwiegend um jüdische Familien aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Die Aufnahme basiert auf einer Vereinbarung der Ministerpräsidenten der Länder vom 15. Februar 1991. Die Kontingentflüchtlinge sind Asylberechtigten weitgehend gleichgestellt und besitzen einen dauerhaften Aufenthaltsstatus.
Die Zahl der im Flüchtlingskontingent eingereisten Personen liegt inzwischen bei mindestens 150.000. Über 70.000 von ihnen sind bis jetzt Mitglieder in den jüdischen Gemeinden der Bundesrepublik geworden. Damit hat sich deren Mitgliederzahl verdreifacht. Einige Gemeinden sind sogar neu gegründet worden. Nach Frankreich und England besteht in der Bundesrepublik nunmehr die drittgrößte jüdische Gemeinschaft in Europa. Berlin war wegen der Zuwanderung in den 1990er Jahren die weltweit am schnellsten wachsende jüdische Gemeinde. Im Juli 2002 sind fast 12.000 Juden in Berlin Gemeindemitglieder. Davon stammen fast 70 % aus den ehemaligen GUS-Staaten.
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Konversion, Konvertierung
Konvertieren bezeichnet den Übertritt von einer Religionsgemeinschaft zu einer anderen. Die jüdische Geschichte ...
Konvertieren bezeichnet den Übertritt von einer Religionsgemeinschaft zu einer anderen. Die jüdische Geschichte kennt so genannte Konvertiten im Mittelalter hauptsächlich als zwangsweise Getaufte, im Zeitalter der Emanzipation durch freiwilligen Übertritt,
aber auch durch von christlichen Kirchen betriebene "Judenmission", später durch Ehen zwischen Juden und Christen oder aus religiöser Überzeugung.
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KPD
An der Jahreswende 1918/19 gründen Vertreter des Spartakusbundes und der "Internationalen Kommunisten ...
An der Jahreswende 1918/19 gründen Vertreter des Spartakusbundes und der "Internationalen Kommunisten Deutschlands" die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Ziel der KPD ist eine deutsche sozialistische Räterepublik nach russischem Vorbild. Den "bürgerlichen Parlamentarismus" lehnt sie ab, an den Wahlen zur Nationalversammlung beteiligt sie sich nicht. Anfangs kaum mehr als eine Propagandasekte, gelingt es ihr bis Ende 1920, den linken Flügel der USPD für die Dritte, kommunistische Internationale zu gewinnen. Erst durch die Vereinigung wird sie zur Massenpartei und Konkurrentin der SPD. Nach jahrelangen Kämpfen zwischen den verschiedenen Flügeln der Partei erlangt gegen Ende der 1920er Jahre in einem Prozess der "Stalinisierung" die an Moskau orientierte Gruppe um Ernst Thälmann die Kontrolle über die Partei. Diese sieht in der SPD den "Hauptfeind" und trägt mit ihrer Politik erheblich zur Schwächung des Abwehrkampfes gegen den Nationalsozialismus bei.
Nach der Machtübergabe an die NSDAP werden gegen die KPD Demonstrations- und Publikationsverbote erlassen. Mehrere tausend kommunistische Funktionäre werden innerhalb weniger Wochen in ganz Deutschland von SA-Mitgliedern in "Schutzhaft" genommen, ermordet oder zur Flucht ins Ausland gezwungen. Die bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 von der KPD erlangten 81 Mandate werden nach der Wahl annulliert, die KPD-Zentrale in Berlin von der SA besetzt. Zwar wird die KPD im NS-Staat offiziell nie verboten, ihre Strukturen werden aber vollständig zerschlagen und ihre Mitglieder - soweit nicht in Konzentrationslager verschleppt - ins Exil oder in den Untergrund gedrängt.
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Krematorium
Ein Krematorium ist eine ofenartige Anlage, die groß genug ist, um Leichen darin zu verbrennen. Im ...
Ein Krematorium ist eine ofenartige Anlage, die groß genug ist, um Leichen darin zu verbrennen. Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wird zur Massentötung im Rahmen der "Endlösung der Judenfrage" die größte der NS-Vergasungsanlagen in Form von vier Krematorien gebaut, die sowohl Gaskammern wie Einäscherungsöfen enthielten.
Auch hier waren die Anlagen zur Täuschung der Opfer als Bäder getarnt, damit das Morden möglichst reibungslos verlaufen und alle Spuren beseitigt werden konnten.
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KZ (Konzentrationslager)
Die von der SS geführten nationalsozialistischen Konzentrationslager dienen der Internierung politischer Gegner ...
Die von der SS geführten nationalsozialistischen Konzentrationslager dienen der Internierung politischer Gegner und unerwünschter Minderheiten. Während des Zweiten Weltkriegs werden sie immer mehr Sammelort für billige Arbeitskräfte, die vor allem in der Kriegsindustrie eingesetzt werden. Die Häftlinge leben unter menschenunwürdigen Bedingungen, sie schlafen auf einfachen Holzpritschen, bekommen wenig Essen und müssen schwer arbeiten.
Tausende sterben an Hunger, Erschöpfung oder in Folge von Misshandlungen. Einige Konzentrationslager in den besetzten Gebieten in Osteuropa sind gleichzeitig Vernichtungslager. Dort wird ab 1941 die "fabrikmäßige" Ermordung von Juden, Sinti und Roma und in kleinerem Umfang auch von Kriegsgefangenen und politischen Gegnern betrieben.
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Lebensraum
Die rassenbiologisch begründete Vorstellung vom "Lebensraum", die Hitler schon in seiner Propagandaschrift "Mein ...
Die rassenbiologisch begründete Vorstellung vom "Lebensraum", die Hitler schon in seiner Propagandaschrift "Mein Kampf" darlegt, wird zum Zentralbegriff der nationalsozialistischen Expansionsideologie. Das deutsche "arische Herrenvolk" sei ein "Volk ohne Raum", das im Osten Europas Siedlungsgebiete zur Sicherstellung seiner Ernährung und eines Geburtenüberschusses "erschließen" müsse. Auch in der Außenpolitik des NS-Regimes nimmt das Lebensraum-Konzept eine zentrale ideologische Stellung ein. Gestützt auf die völkisch-sozialdarwinistische Überzeugung von der Überlegenheit des deutschen "Herrenvolks" soll die Ausdehnung deutscher Siedlungsgebiete und der Aufbau einer autarken Wirtschaft einher gehen mit der rücksichtslosen Ausbeutung und Dezimierung der slawischen "Untermenschen". So fordert Hitler bereits wenige Tage nach seinem Regierungsantritt in einer Rede vor Militärführern die "Eroberung neuen Lebensraumes im Osten und dessen rücksichtslose Germanisierung".
Vor allem im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion findet die Lebensraum-Ideologie ab 1941 ihre grausame Verwirklichung.
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Lidice
Im Mai 1942 verüben tschechische Widerständler erfolgreich ein Attentat auf Reinhard Heydrich, den ...
Im Mai 1942 verüben tschechische Widerständler erfolgreich ein Attentat auf Reinhard Heydrich, den stellvertretender Statthalter für das "Protektorat Böhmen und Mähren", wie das vom nationalsozialistischen Deutschland besetzte Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei bezeichnet wurde.
Als "Vergeltung" für die Ermordung Heydrichs löscht die SS das tschechische Dorf Lidice aus und tötet alle männlichen Einwohner über 15 Jahre, während Frauen und Kinder in Konzentrationslager verschleppt werden.
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Luxemburger Abkommen
Am 10. September 1952 unterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer und der israelische Außenminister Moshe Scharett ...
Am 10. September 1952 unterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer und der israelische Außenminister Moshe Scharett das "Luxemburger Abkommen". Die Bundesrepublik sichert darin dem Staat Israel eine globale Entschädigung von drei Milliarden DM zu. Diese Summe soll für die Eingliederung von einer halben Million jüdischer Flüchtlinge und "Displaced Persons" sowie für Vermögensverluste von Juden in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten verwendet werden.
Im Bundestag stößt die Ratifizierung des Abkommens auf Widerstände, vor allem wegen der Höhe der vereinbarten Zahlungen. Am 18. März 1953 wird der Vertrag vom Parlament schließlich angenommen. Während die SPD geschlossen der Vereinbarung zustimmt, enthalten sich zahlreiche CDU/CSU-Abgeordnete oder verweigern gar ihre Zustimmung. Das Abkommen mit Israel erleichtert die Westintegration der neugegründeten Bundesrepublik.
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